Page 42 - Zeitschrift der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg
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Dienstagabend im Kaistudio...
Das Familienorchester der Elbphilharmonie in Kooperation mit der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg
Dienstag, Hafen, ein großartiges Team, große und kleine Familie, ausverkaufte Konzerte, an- spruchsvolles Programm – das sind meine Asso- ziationen zur Elbphilharmonie. Ich bin Mitglied im Familienorchester der Elbphilharmonie. Was ist das? Das Familienorchester ist eine Kooperation von Elbphilharmonie und Staatlicher Jugend- musikschule Hamburg. Die Vision: Verbinden. Das Familienorchester verbindet Hamburger Musiker unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Leistungsstufen miteinander und mit dem neuen Konzerthaus. Daraus entstand in nunmehr drei vergangenen Arbeitsphasen eine Gemeinschaft. Jeder kommt mit seiner eigenen Geschichte, steht an einem anderen Punkt in seinem Leben, alle verbinden sich innerhalb der vorherrschenden familiären Atmosphäre und haben den Willen, beim Abschlusskonzert gemeinsam die bestmög- liche Performance abzuliefern.
Dienstagsabend im Kaistudio der Elbphilharmo- nie: Das Familienorchester probt. Ich sitze mit meiner Posaune in der letzten Reihe. Neben mir meine „musikalische“ Familie, in Form von insge- samt 5 weiteren Posaunen. Nicht weit entfernt sitzt meine tatsächliche Familie: hinter mir mein Vater am Schlagwerk, auf der anderen Seite des Saals meine Mutter am Bariton- und Altsaxophon und zu allem „Überfluss“ meine kleine Schwester (10 Jahre) direkt vor mir an der Tuba. Dabei hat- te ich es bisher immer nach Kräften vermieden, in Ensembles mehr als einem Familienmitglied über den Weg zu laufen. Ich war bisher der An- sicht, dass es nicht notwendig wäre, wenn man sich schon ein Dach teilt, auch die Musik zu teilen. Doch entgegen meiner Befürchtungen macht es sehr viel Spaß. Man kennt die Spielweise der Fa- milienmitglieder relativ gut, kennt die Einsätze und Stimmen der anderen und hat dadurch ein, zwei, drei Anker oder Stützen im Orchester. Wie wird man Teil des Familienorchesters? Unser Weg zum Familienorchester ist wahrscheinlich ein besonderer: Aus der Musikkappelle in Bayern
40 in die Elbphilharmonie. Das „Comeback“ unserer
Familie nach Hamburg war beschlossene Sache. Jetzt fehlte nur noch ein Tubalehrer für meine Schwester. Der schnellste Weg war das Talent- vorspiel an der Staatlichen Jugendmusikschule. Dabei soll ihre Leistung so überzeugend gewesen sein, dass meine Schwester nicht nur einen Leh- rer, sondern auch „Angebote“ von zwei Orches- tern bekam. Zum einen vom YouMe! – dem Ju- gendsinfonieorchester der Musikschule und zum anderen auch vom Familienorchester der Elbphil- harmonie. Das Wort „Familienorchester“ löste bei meiner Familie allgemein Begeisterung aus. Zum Glück wurden noch Spieler für unsere jewei- ligen Instrumente gebraucht. So startete das Abenteuer für dreiviertel meiner Familie in der zweiten Arbeitsphase. Seit der dritten sind wir nun vollständig bei den Proben vertreten.
Die Proben machen einen durchschnittlichen Dienstagabend zu etwas Speziellem. Die Anfahrt zur Elbphilharmonie und der Blick auf den Hafen aus dem Probenraum nehmen jede Möglichkeit von schlechter Laune. Neben dem Standort ist eine weitere Familie maßgeblich für die schönen Ergebnisse dieses Projektes: Die Familie Philipp- sen. Christine Philippsen leistet als Leiterin des Orchesters besondere Arbeit. In den Proben schafft sie es, jeden Musiker mit ihrer guten Lau- ne anzustecken. Durch ein sehr hohes Maß an Geduld und Einfühlungsvermögen gelingt es ihr, trotz unterschiedlicher Leistungsstände, jedem Mitglied die bedeutenden Feinheiten eines Stückes vor Augen zu führen und das gewünsch- te Ergebnis „heraus zu kitzeln“.
Was für mich die Arbeit mit Christine besonders macht, ist vor allem ihre sympathische und un- aufgeregte Art als Mensch sowie ihre klare Art des Dirigierens und die Einstellung, dass es keine dummen Fragen oder unlösbaren Probleme gibt. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Ehemann Holger Philippsen, der als Assistent des Famili- enorchesters in die Rolle eines Managers schlüpft. Dabei versorgt er uns ständig mit Informations- mails, Notenmaterial und Terminplanungen. Bei den Proben beaufsichtigt und unterstützt er den
  


























































































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